Die Wohnadressen in Helsinki, Berlin, Wien und Loviisa
- 1. Kaivopuisto 19, Helsinki
- 2. Kaivopuisto 22, Helsinki
- Marienstraße 4, Berlin
- Magdeburgerstraße 31, Berlin
- Kurfürstenstraße 40, Berlin
- Waaggasse 1 II St.1.14, Wien
- Sibeliuksenkatu 10, Loviisa
- 3. Kurbad Ullanlinna, Helsinki
1.-2. Die Villen 19 und 22 in Kaivopuisto, Helsinki; Stadtteil IX, Häuserblock 19 und 22
Die ersten Sommer seiner Studienzeit verbrachte Sibelius in Houtskär und Korppoo, in den südwestfinnischen Schären, wo das sog. Korpo Trio im Sommer 1886 entstand. Die folgenden fünf Sommer verweilte er hauptsächlich in der Umgebung von Loviisa. Das sog. Loviisa-Trio entstand im Sommer 1888.
Marienstraße 4 – Magdeburgerstraße 31 – Kurfürstenstraße 40 in Berlin, 1889-90
Sibelius kam am 10. September in Berlin an, um seine Auslandsstudien zu beginnen (Siehe auch Der Mensch und sein Leben und Reisen ins Ausland). Mit Hilfe von Werner Söderhjelm fand er nahe der Universität eine Unterkunft, aber der Aufenthalt in Marienstraße 4 fand ein schnelles Ende. Die Vermieterfamilie aus dem Elsass machte viel Lärm und ließ sich oft zu gemeinsamem Singen bei einem Glas Wein hinreißen.
Südlich vom Tiergarten, in der Magdeburgerstraße 31, erhielt Sibelius ein ruhigeres Zimmer, aber dafür eine ausgelassenere Umgebung. Viele Musikstudenten und Freunde, Adolf Paul an der Spitze, wohnten in unmittelbarer Nachbarschaft, denn mehrere Konservatorien hatten ihren Sitz in der Nähe.
Im Dezember wurde das ungezwungene Künstlerdasein unterbrochen, als Ferruccio Busoni Sibelius nach Leipzig mitnahm: die Weihnachtstage verliefen bei den Söderhjelms in der Lonisenstraße sehr ruhig, aber um die Jahreswende begann das sorglose und heitere Leben wieder.
Anfang Februar floh Sibelius, der seine Reisekasse verschwendet hatte, vor seinem Kameradenkreis ein paar Häuserblocks weiter. Es ist nicht bekannt, ob die Familie Bernhardt eine niedrigere Miete als ihre Vorgänger verlangte, aber auf jeden Fall wohnte Sibelius bis zum Sommer in der Kurfürstenstraße. In der Wohnung im Haus Kurfürstenstraße 40 wurde das Klavierquintett g-Moll vollendet. Es war das Hauptwerk des Jahres in Berlin.
Waaggasse 1 in Wien, 1890-91
Waaggasse 1: Sibelius hatte das beste hofseitige Zimmer in einer Wohnung
im ersten Stockwerk (68 m²)
Sibelius kam am 25. Oktober in Wien an, um dort seine Studien fortzusetzen (Siehe auch Der Mensch und sein Leben und Reisen ins Ausland). Nachdem er ein paar Tage gesucht hatte, fand er ein Untermietzimmer. Das Zimmer lag im ersten Stock zum Hinterhof hin im Haus Waaggasse 1. Der ungarische Vermieter verlangte 20 Gulden pro Monat für das Zimmer und zusätzliche 8 Gulden für die Verwendung des Flügels. Die Wohnung war gut, aber recht kühl. Der Kamin musste täglich fleißig geheizt werden.
Sibelius beschrieb in einem Brief an seine Verlobte das Zimmer so: „Mein Zimmer ist ziemlich groß, es hat zwei Fenster und es ist sehr hoch. Mitten auf dem Fußboden steht der Flügel, auf dem alle meine Noten liegen, ein beträchtlicher Haufen. Die Möblierung besteht aus zwei Lehnstühlen und einem Sofa, die schon längst in den Ruhestand hätten treten sollen. Zwischen den Fenstern hängt ein kleiner Trumeau-Spiegel, der neben dem Lavoir das Eleganteste ist, was es im Zimmer gibt. Dazu gibt es noch 2 Schränke, 3 Tische, ein Bett und einen Rattanstuhl, den ich mir angeschafft habe, um mich abzuhärten. Auf dem Kamin steht eine Heiligenstatue aus Ton. Die Fenster gehen auf den Hof hinaus. Das Haus hat 5 Stockwerke.“
In dieser Wohnung entstand „finnische“ Musik, die Sibelius entwickelte, nachdem er vom Kalevala und dem Rhythmus seiner Texte inspiriert worden war. In dieser Wohnung vollendete Sibelius im Frühjahr 1891 z. B. das Lied Drömmen (Der Traum), Ouvertüre E-Dur, Scène de ballet (Ballettszene) sowie die ersten Noten zu Kullervo.
Sibeliuksenkatu 10, Loviisa
Ansicht des heutigen Sibeliushauses im 19. Jh.
Im Juni 1891 kehrte Sibelius in das Haus in Loviisa zurück. Bis Ende Januar arbeitete er an Kullervo. Das Haus wurde im folgenden Sommer, nach dem Tode der Tante Evelina, verkauft.
3. Kurbad Ullanlinna, Helsinki, Stadtteil IX
Im Frühjahr 1892 bewohnte Sibelius ein Mietzimmer im Kurbad Ullanlinna und gab da seinem Durchbruchswerk Kullervo den letzten Schliff. Juhani Aho besuchte ihn und erzählte später: „Um es [Kullervo] schreiben zu können, hatte er sich eine ruhige und entfernte Arbeitsstelle gesucht. Er wohnte im Kurbad Ullanlinna, in dem er in einem großen Saal einen Tisch, einen Flügel, ein Bett, einige Stühle und viel Tabakrauch hatte. An den besten Arbeitstagen vergisst er das Essen und Trinken, und so genügt ihm die starke Zigarre, seine Lebenskräfte aufrechtzuerhalten.“