Jean Sibelius‘ erste „Künstlergruppe“ war eine kleine Gruppe, die aus Schülern und Lehrern des Musikinstituts in Helsinki bestand und sich ab dem Herbst 1888 um den Klavierlehrer Ferruccio Busoni versammelte. Es war ein kleines Wunder, dass einer der berühmtesten Pianisten seiner Zeit, der später auch einer der führenden Dirigenten und Komponisten seiner Epoche wurde, als junger Mann seinen Weg nach Helsinki fand. Die Bewunderung und der Respekt zwischen Busoni und Sibelius waren gegenseitig.
Ferruccio Busoni
„Wir, ‚der Schüler‘ Sibelius, die Brüder Järnefelt, Adolf Paul und ich, bildeten eine absolut inspirierende Tischgesellschaft. Nach meinem Neufundländer Lesko nannten wir uns die Leskoviten“, erzählte Busoni später. Er war Pauls Lehrer, aber da Sibelius nicht Klavierspiel studierte, war der angehende Komponist nie Busonis Schüler.
Die Leskoviten trafen sich oft im Ericsons Café. Abends gingen sie auch ins Hotel Kämp, das im Oktober 1887 seine Türen geöffnet hatte, und am Klavier konnten sich die jungen Studenten vergnügen, indem sie zum Beispiel mit einer Hand auf den weißen und der anderen auf den schwarzen Tasten improvisierten. Mehrere Jahrzehnte später lachte Busoni, als die nächste Komponistengeneration solche Experimente ernsthaft durchführte. „Sibelius und die Brüder Järnefelt waren anregende Gesellschaft für mich. Ich lernte auch einiges von meinem Direktor Wegelius, der ein ausgesprochen feiner und kultivierter Mann war“, lobte Busoni.
Für Sibelius war der wichtigste Gewinn aus den Leskoviten, dass er die Bekanntschaft eines anderen Weltklasse-Genies machen und von ihm ermutigt werden konnte. Sibelius spielte Schumanns Klavierquintett mit Busoni bei einem Konzert des Musikinstituts und genoss dessen Großzügigkeit und Ermutigung.
„Wenn Busoni ‚ausgelassen‘ war, was ziemlich oft vorkam, lud er uns alle drei zum Abendessen im Kämp ein. Eine herzliche und großzügige Natur, die aus dem Moment heraus handelte. Er spielte viel für uns, wenn wir zusammen waren, entweder Stücke seiner Lieblingskomponisten oder freie Improvisationen. Er ermutigte uns auch, am Klavier zu improvisieren, und ich nutzte seine Nachsicht gegenüber den Mängeln in meinem Klavierspiel aus. Wenn wir nicht spielten, hielt Busoni die Stimmung aufrecht, indem er von seinen Erlebnissen in verschiedenen Ländern erzählte; er sprach ansteckend lebhaft und würzte seine Erzählungen mit ausgezeichneten Beschreibungen und Witzen. Er war unschlagbar in Wortspielen.“
Die Bezeichnung Leskoviten wurde nach den 1880er Jahren kaum noch verwendet, aber Armas und Eero Järnefelt, Paul und Busoni blieben noch Jahrzehnte lang Sibelius‘ engste Freunde. Es war zum Beispiel Busonis Verdienst, dass Sibelius Anfang des 20. Jahrhunderts die Berliner Philharmoniker dirigieren durfte, was seinen Durchbruch in Deutschland beschleunigte.