Sibelius reiste recht viel. Er besuchte unzählige Male die nordischen und viele andere europäische Länder. Er war nur ein einziges Mal in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber in Berlin zum Beispiel mehr als 30 Mal. Seine Reisen können in Studien-, Urlaubs- und Arbeitsreisen eingeteilt werden. Oft hatte eine Reise alle diese Funktionen.
Die Arbeitsreisen hatten drei Hauptzwecke: er machte seine eigene Musik bekannt, indem er verschiedene Orchester leitete. Er lernte neue Musik kennen und erhielt in Konzerten Eindrücke von den zeitgenössischen Komponisten. Außerdem schmiedete er die Symphonie Nr. 2 in Rapallo, die Symphonie Nr. 3 in Paris und Tapiola in Rom.
Obwohl Sibelius auch in der Heimat fleißig unterwegs war, muss er vor allem als Europäer gesehen werden. Er reiste einundvierzig Male – in ebenso vielen Jahren – ins Ausland. Er hielt sich also während seiner ganzen aktiven Laufbahn durchschnittlich einmal im Jahr im Ausland auf; gar nicht so schlecht, wenn man an die damaligen Verkehrsmittel und an Sibelius’ Geldmittel denkt!
In den Zügen und an Bord der Schiffe fühlte sich Sibelius wie zu Hause. Mit der Straßenbahn fuhr er gelegentlich und sogar mit der „Untergrundbahn” in Paris, aber den Omnibus vermied er, wie auch das Flugzeug. Ein solches bestieg er kein einziges Mal während seines langen Lebens. Die Wohlhabenheit und die damit einhergehende wirtschaftliche Sicherheit in den 1930er Jahren brachte noch ein neues Vergnügen. Die Strecke von Ainola nach Helsinki ließ sich bequem im Taxi bewältigen.
Nach seinen eigenen Worten arbeitete Sibelius am besten entweder in der Ruhe der Provinz oder in einem Hotelzimmer in einer Großstadt. Deshalb entstanden so viele Werke im Ausland. Er hatte aber noch einen weiteren Grund zu verreisen: Inspiration. Einige Entschlüsse zum Verreisen entstanden ganz deutlich im Rausch eines Impulses, mit einer Ankündigungszeit von nur einigen Stunden. Ohne Ainos praktischen Sinn und ihre Routine wäre Sibelius wahrscheinlich ohne Koffer verreist.