Die letzten Meisterwerke 1920–1930
Ich, der ich mich dir sehr verpflichtet fühle, kann feststellen, dass mein Leben ohne dich schon längst abgebrochen wäre und das, was ich zustande gebracht habe, wäre ärmer und kleiner. Es ist kein Kinderspiel die Frau eines Komponisten meines Schlages zu sein. Die hellen Momente, wenn die Arbeit beendet ist, sind selten und das Ringen in der dunklen Nacht ist lang. Es ist wirklich bewundernswert, dass du diese Stürme unseres Lebens ausgehalten hast. Wenn ich dir jetzt mit herzlichen Worten danke, habe ich ein zehrendes Gefühl, dass ich noch bei weitem nicht das gemacht habe, wozu ein Künstler in meiner Position verpflichtet ist. Ich hoffe, dass ich meine Dankbarkeit noch mit Taten zeigen kann. Zum Schluss möchte ich noch die Glückwünsche meines Bruders und meiner Schwester aussprechen und dich bitten, daran zurückzudenken, wie sehr meine Mutter dich mochte. (JS an Aino Sibelius zu deren 50. Geburtstag, August, 1921)
Mein Leben ist wahrhaftig am Ende. Wenn ich manchmal fröhlich bin und ein Glas trinke, muss ich nachher lange daran leiden. Diese fürchterliche Depression, die Aino nicht verstehen kann, und die ich geerbt habe. Diese Dünnhäutigkeit bzw. dieser Mangel an Selbstvertrauen führt dazu, dass Aino und die Kinder nie im Leben richtige Unterstützung bekommen. (Tagebuch, 3.10. 1923)
Das Leben ist reich und tiefsinnig. (Tagebuch, 31.10.1923)
Ich muss das Dirigieren aufgeben, denn um meine Nerven zu beruhigen, muss ich heutzutage übertreiben, was auch der Artzt sehr gut wusste. (JS an Aino Sibelius, 9.10.1924)
Jetzt ist finanziell alles in Ordnung und ich kann mich konzentrieren, auf was ich will. Ist das nicht herrlich. (JS an Linda Sibelius, 9.3.1927)
Mein Alkoholkonsum ist sehr mäßig. (Tagebuch, 22.6.1927)
Immer wenn ich allein bin, denke ich an Aino, diese wunderbare Frau. (12.9.1927)