Op. 98a Suite mignonne für zwei Flöten und Streichinstrumente: 1. Petite scène, 2. Polka, 3. Épilogue. Fertiggestellt 1921, Erstaufführung am 6. April 1922 in Helsinki (Städtisches Orchester Helsinki, Dirigent Karl Ekman). Fassung für Klavier 1921.
Op. 98b Suite champêtre für Streichorchester: 1. Pièce caractéristique, 2. Mélodie élégiaque, 3. Danse. Vollendet 1923, Erstaufführung am 19. Februar 1923 in Helsinki (Städtisches Orchester Helsinki, Dirigent Jean Sibelius). Fassung für Klavier 1923.
Op. 100 Suite caractéristique für Harfe und Streichinstrumente: 1. Vivo, 2. Lento, 3. Comodo. Vollendet 1922, Erstaufführung am 19. Februar 1923 in Helsinki (Städtisches Orchester Helsinki, Dirigent Jean Sibelius). Fassung für Klavier 1922.
Jean Sibelius war während des ersten Weltkriegs die ganze Zeit gezwungen, eine Unmenge von Miniaturen zu komponieren, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern, weil die Verbindungen zu den internationalen Verlegern abgebrochen waren und die einheimischen Verleger in erster Linie leichte Hausmusik benötigten. Als die Zeiten besser wurden, fing Sibelius an, unter seinen Entwürfen und in einigen vollendeten Klavierstücken Motive zu suchen, die passend für die Umarbeitung in kleine Orchesterwerke wären. Nach Valse lyrique und Valse chevaleresque entstanden 1921–1923 drei winzige Orchestersuiten.
Der Komponist konnte Suite mignonne an den englischen Verleger Chappel verkaufen. Das für zwei Flöten und Streichorchester komponierte Werk Suite mignonne hat drei Sätze und dauert ungefähr sechs Minuten. Erkki Salmenhaara verband es gedanklich mit Chopin und mit den leichten Ballettnummern von Tschaikowski. Es handelt sich ohne Zweifel um die leichteste und irgendwie auch anmutigste Musik, die Sibelius je für Orchester geschrieben hatte.
Chappel lehnte Suite champêtre ab. „Es war eines Jean Sibelius nicht würdig“, schrieb auch der Komponist selbst in sein Tagebuch. Aber bald bot er es Hansen an, der es in Druck nahm. „Es ist schon gut in seinem Genre“, redete der Komponist sich selbst ein.
Die Suite ist für ein Streichorchester geschrieben und beinhaltet etwas ernstere Stimmungen. Auch sie hat drei Sätze und im mittleren Satz Mélodie elégiaque sah Robert Layton sogar antizipierende Zeichen für die Musik des Werkes Der Sturm. Die Suite endet mit Stimmungen, die an die Humoresken erinnern und der Violinist spielt virtuose Figuren.
Robert Layton findet die Suite caractéristique für Harfe und Streichinstrumente überhaupt nicht „charakteristisch“ für Sibelius. Er hält das Werk für „äußerst dünn“.
In diesem Werk ist Sibelius auch am unterhaltsamsten, ist begeistert von den leichten Walzerrhythmen. Es war schwer für viele Musikwissenschaftler zu akzeptieren, dass Sibelius in den 1920er Jahren auch ein Komponist der charmanten Walzerrhythmen und Miniaturen war.
Dasselbe war in den zeitgenössischen Kritiken zu lesen. Sibelius stellte Suite champêtre und Suite caractéristique 1923 im selben Konzert vor, in dem die Symphonie Nr. 6 uraufgeführt wurde. Evert Katila fand die kokettierenden Hüftenbewegungen des Komponisten beim Dirigieren der sündhaften Walzerrhythmen seltsam und vermutete, dass die Serien „starkem Widerstand“ begegnen würden. Es wurde angenommen, dass die Suiten Töne von Jazz, Shimmy und Tschaikowski enthielten.