Op. 16 Frühlingslied (Kevätlaulu) 1. Fassung (Improvisation) 1894. Uraufführung am 21. Juni 1894 in Vaasa, Dirigent Jean Sibelius. Verschollen. 2. Fassung (Frühlingslied/Kevätlaulu) 1895, Erstaufführung am 17. April 1895 in Helsinki (Orchester der Philharmonischen Gesellschaft, Dirigent Jean Sibelius). Endgültige Fassung 1902, Erstaufführung am 12. Dezember 1903 in Helsinki (Orchester der Philharmonischen Gesellschaft, Dirigent Robert Kajanus).
Sibelius komponierte die Improvisation (Improvisaatio) für Orchester 1894 für das nationale Sängerfest in Vaasa. Die Uraufführung war eine Enttäuschung für den Komponisten, denn das Publikum bevorzugte die Komposition Korsholma von Armas Järnefelt. Oskar Merikanto lobte in seiner Rezension Sibelius mehr als Järnefelt, obwohl er der Meinung war, dass das wirkungsvolle Crescendo der Improvisation (Improvisaatio) im Freien „vollkommen verlorenging“.
Das Werk bekam schon im folgenden Frühling in Helsinki den Namen Frühlingslied (Kevätlaulu). Sibelius arbeitete das Werk 1902 noch um und strich die spanisch klingende Schlusssteigerung. Als das Werk verlegt wurde, bekam es den Untertitel La tristesse du printemps (Die Wehmütigkeit des Frühlings).
Das Werk ist durch die Jahrzehnte im Repertoire geblieben, aber über seine Anerkennung gibt es geteilte Meinungen. Nach Erkki Salmenhaara „entsteht eigentlich gar nichts“ aus dem an sich feinen und umfangreichen Thema. Gustav Mahler hörte 1907 das Werk in Helsinki und war nicht begeistert. „Ganz normaler Kitsch mit gewissen ‚nordischen’ Harmonisierungsmanieren zu einer nationalen Soße gewürzt.“
Es ist ja auch wahr, dass das Werk „nordisch“ war und nicht so originell „Sibelius“ wie Kullervo und Eine Sage (En Saga, Satu). Zum Beispiel lobte Karl Flodin „den nordisch anmutigen, frischen Klang“ und verglich das Werk mit den Produktionen von Grieg und Sinding.
Das Frühlingslied (Kevätlaulu) ist trotz allem nicht bescheiden. Das umfangreiche Thema verspricht viel und eine Schlussklimax begeistert das Publikum meistens. Sibelius dirigierte das Werk auch in den 1920er Jahren noch gern, wie zum Beispiel 1923 in Wyborg.