Op. 45 Nr. 1 Die Dryade (Dryadi), Tondichtung. Vollendet 1910, Erstaufführung am 8. Oktober 1910 in Oslo (Musikforeningen, Dirigent Jean Sibelius). Fassung für Klavier (Die Dryade, Dryadi) 1910.
Das nur ca. fünf Minuten dauernde Die Dryade (Dryadi) ist eines der originellsten und kürzesten Orchesterwerke von Sibelius. Er vollendete es im sonnigen Februar 1910 zwischen Skiausflügen. Die Uraufführung fand im Oktober in Kristiania (Oslo) statt, im selben Konzert wie die Uraufführung von In memoriam.
Die Dryade (Dryadi) bedeutet eine enorme Stiländerung verglichen mit dem Werk Nächtlicher Ritt und Sonnenaufgang (Öinen ratsastus ja auringonnousu) oder mit In memoriam. Das kleine impressionistische Bild, das von den Feen der Bäume erzählt, kommt mit Hilfe der Klangfarben und Fragmenten so vorwärts, dass sich aus den Fragmenten allmählich ein festeres, tänzerischeres Thema herausbildet. Die kammermusikähnliche Musik kündigt schon den Stil der Symphonie Nr. 4 an, und das Werk ähnelt von der Annäherungsweise her Der Barde (Bardi) von 1913 ziemlich stark.
Mit den Worten von Elmer Diktonius ausgedrückt ist die Dryade (Dryadi) „wie ein frisch flatterndes Blatt im Wald“ und Erik Tawaststjerna nannte es „ein bezauberndes Naturbild“. Von den Musikwissenschaftlern war Erkki Salmenhaara erbarmungsloser: Das walzerähnliche Thema hielt er für „bedauerlich salonfähig“ und die Materialien bleiben „etwas verstreut und uncharakteristisch“. Salmenhaara meinte, dass Sibelius die Anzahl der Motive hätte auslesen können, sich dann auf die besten hätte konzentrieren sollen und aus diesen wiederum etwas hätte entwickeln müssen.