[Op. 44] Der Tod (Kuolema). Musik zum gleichnamigen Schauspiel von Arvid Järnefelt, sechs Nummern. Vollendet 1903, Erstaufführung am 2. Dezember 1903 am Finnischen Nationaltheater in Helsinki, Dirigent Jean Sibelius. (Die neu umgearbeiteten Fassungen: siehe Orchesterwerke, op. 44 und 62a.)
Op. 44 Nr. 1 Valse trieste. Eine erneuerte Fassung aus der Musik, die zur ersten Szene des Schauspiels Der Tod (Kuolema) von Arvid Järnefelt komponiert wurde (1903). Vollendet 1904, Uraufführung am 25. April 1904 in Helsinki (Orchester der Philharmonischen Gesellschaft zu Helsinki, Dirigent Jean Sibelius). Fassung für Klavier 1904.
Op. 44 Nr. 2 Szene mit Kranichen (Kurkikohtaus). Eine erneuerte Fassung aus der Musik, die zur 3. und 4. Szene des Schauspiels Der Tod (Kuolema) von Arvid Järnefelt komponiert wurde (1903). Vollendet 1906, Erstaufführung am 14. Dezember 1906 in Vaasa (Orchester des Orchestervereins Vaasa, Dirigent Jean Sibelius).
Op. 62a Canzonetta für Streichorchester. Umgearbeitet aus der Bühnenmusik zu dem Schauspiel Der Tod (Kuolema) von Arvid Järnefelt (1903). 1. Fassung 1906. Endgültige Fassung 1911, Erstaufführung am 8. März 1911 am Finnischen Nationaltheater in Helsinki (Apostols Konzertorchester, Dirigent Alexei Apostol).
Op. 62b Valse romantique. Vollendet 1911, komponiert zur Wiederaufführung (in der revidierten Fassung) des Schauspiels Der Tod (Kuolema) von Arvid Järnefelt. Erstaufführung am 8. März 1911 am Finnischen Nationaltheater in Helsinki (Apostols Konzertorchester, Dirigent Alexei Apostol).
Die von Sibelius komponierte Musik zu dem Schauspiel Der Tod (Kuolema) von Arvid Järnefelt erwies sich als weittragend. Der größte Hit des Komponisten Valse triste war ein Teil der Bühnenmusik. Die ursprüngliche Bühnenmusik ist sehr selten aufgeführt worden, aber neben dem traurigen Walzer gehört insbesondere die Szene mit Kranichen (Kurkikohtaus) noch heute zum Grundrepertoire.
Über die Entstehung der Bühnenmusik Der Tod (Kuolema) gibt es mehrere Versionen. Arvid Järnefelts Sohn Eero erinnert sich, dass Sibelius sie besucht hätte und Arvid ihn gefragt hätte, ob er komponieren könnte. Nach der Erinnerung von Eero hätte der Komponist zu Hause bei Arvid Järnefelt die ersten Töne von Valse triste gespielt. Der Komponist selbst war anderer Meinung. Nach seiner Aussage war das Werk in Antinkatu 17 in Helsinki entstanden. Höchstens irgendein Detail hätte am Flügel im Haus von Arvid Järnefelt entstehen können.
Der Maler Sigurd Wettenhovi-Aspa wiederum war der Meinung, dass die ersten Noten für Valse triste im oberen Stockwerk des Restaurants „Kämp“ geschrieben wurden. Nach dieser Version hätte Sibelius wegen Erkältung Chinin eingenommen, das Dröhnen in seinen Ohren verursachte. Er hätte Valse triste während des langen Abends skizziert und es zu Hause endgültig vollendet, nachdem er auch dort noch Chinin eingenommen hätte.
Noch fünf weitere Nummern mussten komponiert werden, bevor Der Tod (Kuolema) am 2. Dezember 1903 aufgeführt werden konnte. Die erste Nummer war die ursprüngliche Fassung von Valse triste. In der sieht eine kranke Frau den Tod in der Gestalt ihres ehemaligen Gatten und sie tanzt mit ihm. Am Morgen wird sie tot aufgefunden.
Die zweite Nummer war das „Lied von Paavali“, in dem ein Waisenjunge mitten im Schneesturm singt und in die Hütte einer Hexe eintritt. Die dritte Nummer das „Lied von Elsa“ macht die Zuschauer mit einer jungen Frau bekannt, die Paavali liebt. Die vierte Nummer „Andante“ berichtet von einem Kranichschwarm, der Elsa und Paavali ein Kind mit sich bringt. Dieser Teil der Bühnenmusik ist nur neun Takte lang. Später korrigierte Arvid Järnefelt die Szene so, dass Paavali in den Vogelstimmen die Stimme seiner Mutter erkennt. Die fünfte Nummer „Moderato“ bringt uns in die Zeit des Erwachsenenalters von Paavali. Er arbeitet als Journalist, aber träumt von der Gründung eines Kindergartens. Ein Feuer bricht aus und Paavali sieht das Gespenst seiner Mutter mit einer Sense in der Hand. In der sechsten Nummer „Andante ma non tanto“ wird beschrieben, wie das brennende Haus zusammenbricht und die Kirchenglocken läuten. Elsa bleibt allein, aber erzählt, dass Paavali in den Herzen der Menschen lebt.
Sibelius dirigierte das Orchester in der Erstaufführung des Schauspiels Der Tod (Kuolema) hinter der Bühne. Die Bühnenmusik wurde in den Zeitungen nicht separat rezensiert, aber Eino Leino stellte in seiner Theaterkritik trocken fest, dass ein Teil der Szenen sich „immer weiter von der künstlerischen Kritik“ entfernen. Der Text des Werkes wurde für kindisch gehalten. Das Schauspiel war im Dezember sechs Mal zu sehen. Die zwei letzten Aufführungen zu herabgesetzten Preisen.
Von dem Schauspiel blieb in dieser Phase nur Valse triste am Leben. Sibelius arbeitete es 1904 für die Veröffentlichung um. Er verkaufte das Werk gegen ein einmaliges Honorar an einen finnischen Verleger, der seinerseits 1905 alle Werke, die er von Sibelius besaß, an Breitkopf & Härtel verkaufte. Das veröffentlichte Werk begann erstaunlich schnell die Welt zu erobern. In einem Jahr bestellten achtzig Orchester die Noten für Valse triste bei Breitkopf & Härtel, und bald klangen verschiedene Arrangements davon auch in Restaurants. Dieser Hit erleichterte Sibelius’ Geldnot fast gar nicht, aber er dirigierte das Werk durch seine ganze aktive Dirigentenkarriere – oft als vom Publikum verlangte Zugabe.
1906 kehrte Sibelius auf die Bühnenmusik Der Tod (Kuolema) zurück. Er verband die Materialien der dritten und vierten Nummer miteinander zu der vorzüglichen Szene mit Kranichen (Kurkikohtaus). Sie gelangte, zusammen mit Valse triste auf op. 44, aber wurde erst in den 1970er Jahren verlegt.
Anscheinend schrieb Sibelius 1906 auch Canzonetta, aber es wurde erst 1911 hervorgeholt. In dem Jahr arbeitete Arvid Järnefelt sein Schauspiel um und Sibelius vollendete ein paar zusätzliche Nummern für die erneuerte Fassung. Die zusätzlichen Nummern „Rondino der Liebenden“ und „Walzer-Intermezzo“ bekamen später die Namen Canzonetta und Valse romantique. Sie sind unter op. 62 zu finden.
Im Jahr 1911 waren als Bühnenmusik nur die neuen Nummern und Valse triste zu hören. Die Erstaufführung selbst war nach der Meinung des Komponisten ein „Fiasko“, weil es wegen der Verhältnisse im Theater unmöglich war, die Musik zu hören. Nach der Meinung des Kritikers von „Helsingin Sanomat“ erreichten die neuen Musiknummern nicht das Niveau von Valse triste.
„Canzonetta ist wunderbar, der Walzer [Valse romantique] ist gut, aber nur das“, bewertete der Komponist selbstkritisch. Zu Valse romantique gibt es auch eine kritischere Bemerkung. „Diese Geschichte mit Valse romantique. Das Werk ist unbedeutend. Ganz und gar nicht typisch für mich“, schrieb Sibelius nach der Erstaufführung.
Canzonetta hat er auch später gern dirigiert. In der Miniatur, die nur einige Minuten dauerte, gab es etwas, was auch Strawinski bezauberte. Strawinski schuf später ein eigenes Arrangement von Canzonetta.