Jean Sibelius wohnte von Herbst 1904 bis zu seinem Tod in Ainola. Er fand, dass ihm das Komponieren in Großstädten oder in der Stille auf dem Land am leichtesten von der Hand ging. „Hier in Ainola spricht diese Stille“, erzählte er 1948 in seinem einzigen Rundfunkinterview.
Der Umzug nach Ainola bedeutete für Sibelius eine Flucht vor den Versuchungen Helsinkis. Ainola war allerdings kein problemloser Arbeitsplatz, denn Arbeitsruhe hatte er vorwiegend nachts oder eben im Sommer, wenn die restliche Familie in Lohja weilte. Die Situation wurde zwar 1911 erheblich besser, als das Obergeschoss zum Wohnen hergerichtet wurde und dem Komponisten dort ein ruhiges Arbeitszimmer eingerichtet wurde.
Die Familie tat ihr Bestes und die Kinder waren angehalten, immer still zu sein, wenn angenommen wurde, dass der Vater komponierte. Im Großen und Ganzen entstanden zum Beispiel die Symphonien Nr. 5–7 in Ainola. Allerdings komponierte Sibelius auch anderswo, die Symphonie Nr. 3 zum Beispiel in Paris und Berlin, die Symphonie Nr. 4 im Hotel Fennia in Helsinki, das Streichquartett Voces intimae in London und Tapiola in Rom.
In seinen alten Tagen lachte Sibelius über seine amerikanischen Gäste, die glaubten, in ein Schloss zu kommen, aber dann doch in „einem bescheidenen Heim ankamen“. Auch Sibelius selbst beschwerte sich manchmal bei den Reportern über die Anspruchslosigkeit der Seenlandschaft, die er vom Fenster seines kleinen Arbeitszimmers aus überblicken konnte. „In einem kleinen Zimmer wachsen große Gedanken, in großen Zimmern können die Gedanken kleiner werden“, tröstete er sich.
Der Komponist erlebte manche der besten Stunden seines Lebens in Ainola: Meisterwerke wurden vollendet, die Familie wuchs und auch die Hochzeiten seiner Töchter wurden in Ainola gefeiert. In den letzten Jahrzehnten brachte der gewaltige Weltruhm die besten Musiker und andere angesehene Gäste nach Ainola, das der Komponist selber nicht mehr verlassen wollte.
Ainola war allerdings während des ersten Weltkriegs für Sibelius auch wie ein Gefängnis gewesen, als er sich wünschte, seine Musik in der Welt dirigieren zu dürfen. Sorgen gab es aber auch später noch genug: das Händezittern zwang ihn, auf öffentliche Auftritte zu verzichten und er war nie fähig, eine zufriedenstellende Fassung seiner Symphonie Nr. 8 zu schaffen, die er in Ainola komponiert hatte. Nach Meinung des Komponisten gehörten Sorgen jedoch zum Leben und bereicherten es.
„Es sind die Sorgen, die das Zuhause ausmachen. Alle die Schwierigkeiten, die wir zusammen mit unseren Angehörigen überwinden müssen, lassen die Liebe für das Heim entstehen“, äußerte Sibelius.
Jean Sibelius erlag am 20. September 1957 im Alter von 91 Jahren in seinem geliebten Ainola einem Schlaganfall.