Op. 25 Scènes historiques I (Historiallisia kuvia I), Suite: 1. All’overtura, 2. Scèna, 3. Festivo. Die revidierten Fassungen aus der Musik zu den Pressefeiern (Musiikkia Sanomalehdistön päivien juhlanäytäntöön), (aus den Sätzen All’overtura, Scèna und Quasi bolero, 1899), Erstaufführung am 11. Oktober 1911 in Helsinki (Orchester der Philharmonischen Gesellschaft, Dirigent Jean Sibelius).
Op. 66 Scènes historiques II (Historiallisia kuvia II), Suite: 1. Die Jagd (Metsästys), 2. Minnelied (Minnelaulu), 3. An der Zugbrücke (Nostosillalla). Vollendet 1912, Uraufführung am 29. März 1912 in Helsinki (Orchester der Philharmonischen Gesellschaft zu Helsinki, Dirigent Jean Sibelius).
Jean Sibelius komponierte 1899 Materialien zu der Musik zu den Pressefeiern (Musiikkia Sanomalehdistön päivien juhlanäytäntöön), wovon um die Jahrhundertwende nur Finlandia – mit ursprünglichem Namen Finnland erwacht (Suomi herää) als Finale der Tableaumusik – gedruckt wurde und Weltruhm erlangte. Schon am 14. Dezember 1899 hatte er aus den besten Teilen eine Orchestersuite skizziert, zu der auch die Ouvertüre, Scena, Quasi Bolero und das Finale bzw. das zukünftige Finlandia gehörten.
Erst 1911 beschloss der Komponist den neuen Teil der Tableaumusik zu veröffentlichen. Er bearbeitete aus dem Tableau 1 Väinämöinen erfreut die Natur und das Volk aus Kaleva und Pohjola mit seinem Gesang (Väinämöinen ilahduttaa laulullaan luontoa, Kalevan ja Pohjolan kansaa) den Satz All‘ overtura, aus dem Tableau 4 Die Finnen im Dreißigjährigen Krieg (Suomalaiset 30-vuotiaassa sodassa) den Satz Scena und aus dem Tableau 3 Am Hofe Herzog Johanns (Juhana Herttuan hovista) alias Bolero den Satz Festivo. Ungedruckt blieben dann schließlich nur das kleine Präludium, das Tableau 2 Die Finnen werden getauft (Suomalaisia kastetaan) und das kräftige, wenn auch kurze Tableau 5 Während des großen Unfriedens (Isonvihan aikana).
Sibelius nannte die Suite zuerst Suite caractéristique und beschwerte sich im September in seinem Tagebuch darüber, dass der Stil der Ouvertüre so altmodisch war. Etwas später erfand er für die Suite den Namen Scènes historiques (Historiallisia kuvia). Die Sätze All’overtura, Scena und Festivo wurden am 24. September vollendet.
Die Zuhörer durften bald den frischen melodischen Erfindungsreichtum des jungen Sibelius mit den kleinen Verbesserungen des jetzt schon erfahrenen Orchesterkomponisten genießen. Zum Beispiel die sogar sehr auffallende Dramatik und die faszinierenden Klangfarben des Satzes Scena wurden in der Behandlung noch besser. Sibelius gab der Suite eine sehr frühe Opusnummer, nämlich 25.
Im Frühling 1912 arbeitete Sibelius drei neuere Orchesterkompositionen um. Er hatte die Idee, sie in einer Suite zusammenzufassen und das Ganze Scènes historiques II (Historiallisia kuvia II) zu benennen. Die Kompositionen wurden am 29. März, im letzten Moment vor der Uraufführung fertig.
Der erste Satz heißt Die Jagd (Metsästys) und er erinnert an den Kompositionsplan von Sibelius aus dem Jahr 1909. Der für die Waldhörner geschriebene Teil war besonders anspruchsvoll. Nach Robert Layton ist ein Teil davon erstklassige Arbeit. Der zweite Satz, Minnelied (Minnelaulu), beinhaltet ein schönes Thema, das Sibelius in Pohjolas Tochter (Pohjolan tytär) in der Revidierungsphase strich. Seinerzeit hatte er in seinem Skizzenheft auf das Thema das Wort „Aino“ geschrieben. Der dritte Satz An der Zugbrücke (Nostosillalla) beendet das Werk flott, während die Violinen nach den gitarrenartigen Effekten suchen.
Die Uraufführung war ein vollkommener Erfolg. Scènes historiques II (Historiallisia kuvia II) begeisterte zum Beispiel den Musikkritiker Otto Kotilainen von „Helsingin Sanomat“. Er sah eine Verwandtschaft zwischen diesem Werk und der Symphonie Nr. 4 und lobte „den einzigartigen Farbenreichtum und den Erfindungsreichtum der thematischen Arbeit“ des letzten Satzes.
Nach dem Konzert stellte Sibelius die Komposition Scènes historiques II (Historiallisia kuvia II) für die Veröffentlichung fertig. Sie bekam die Opusnummer 66. Auf diese Weise wollte er betonen, dass das Werk mit den Scènes historiques I (Historiallisia kuvia I), op. 25, offensichtlich nichts anderes gemeinsam hatte wie das historische Thema, das die Inspiration für die Kompositionen gewesen war. Man könnte auch denken, dass es in der ersten Suite um die Geschichte Finnlands geht, in der zweiten Suite die Geschichtsauffassung dagegen paneuropäischer ist.
Für Erik Tawaststjerna war die neue Suite nur „ein romantischer Ausflug“, auf dem Sibelius sich nach der Symphonie Nr. 4 erholte. Erkki Salmenhaara, der den kleinen Orchesterwerken von Sibelius kritischer als Tawaststjerna gegenüberstand, hielt die Suite für routiniert und uneinheitlich.