[Op. 27] König Kristian II (Kung Kristian II, Kuningas Kristian II). Musik zum gleichnamigen Schauspiel von Adolf Paul: 1. Elegie, 2. Musette, 3. Menuetto, 4. Lied des Narren: Das Lied von der Kreuzspinne (Sången om korsspindeln, Laulu ristilukista), 5. Nocturne, 6. Serenade, 7. Ballade. Vollendet 1898, Erstaufführung der Nr. 1–4 am 24. Februar 1898 am Schwedischen Theater in Helsinki (Dirigent Jean Sibelius), Nr. 5–7 wurden im Sommer 1898 fertig gestellt.
Op. 27 König Kristian II (Kung Kristian II, Kuningas Kristian II), eine Suite. Aus der Musik zum gleichnamigen Schauspiel von Adolf Paul: 1. Elegie, 2. Menuetto, 3. Musette, 4. Das Lied von der Kreuzspinne (Sången om korsspindeln, Laulu ristilukista). Vollendet 1898. Fassung für Klavier 1898, Nr. 4 mit einem Singtext.
Sibelius komponierte Anfang 1898 die Musik König Kristian II (Kung Kristian II, Kuningas Kristian II) zum Schauspiel seines Freundes Adolf Paul schnell. Das Schauspiel von Paul erzählt die Geschichte des Königs Kristian II von Dänemark, Norwegen und Schweden und seiner Geliebten Dyveke im 16. Jahrhundert. Paul hat den Kompositionsprozess lebhaft beschrieben. Nach seiner Aussage vollendete Sibelius Das Lied von der Kreuzspinne (Sången om korsspindeln, Laulu ristilukista), Dyvekes Tanz (Dyveken tanssi) und das Menuetto an einem Tag.
Es mag schon etwas länger gedauert haben, bis die Fassungen für ein kleines Orchester fertig waren. Die ursprüngliche Bühnenmusik hatte vier Teile. Die Elegie für Streichorchester enthält eines der schönsten Stimmungsbilder von Sibelius. Es ist als Ouvertüre zu hören. Musette wurde unter dem Fenster von Dyveke gespielt. Die Helsinkier hatten ihren Spaß, als sie die Melodie im Scherz mit dem Text „Ich gehe ins Kämp zurück“ sangen. Es war allgemein bekannt, dass Sibelius unter den Gästen des Restaurants „Kämp“ einer der trinkfestesten war. Menuetto beruhte auf einem kleinen Orchesterwerk aus dem Jahr 1894 und es wurde am Anfang des dritten Aktes gespielt, vor der am Kopenhagener Hof spielenden Szene. Das Lied von der Kreuzspinne (Sången om korsspindeln, Laulu ristilukista) erzählt von den Alterstagen des gefangenen Schlachterkönigs. Der Narr singt in der Gefängniszelle für ihn.
Gleich nach der Uraufführung erklärte Karl Fredrik Wasenius (alias „Bis“ in „Hufvudstadsbladet“) sich bereit die Klavierfassungen der Werke zu finanzieren. Die Noten ließ er in der Druckerei Breitkopf & Härtel in Leipzig drucken.
Im selben Frühling hielten Adolf Paul und Sibelius sich in Deutschland auf. Paul brachte den Komponisten gerade im richtigen Moment nach Leipzig, um den Direktor des deutschen Großverlages, Oskar von Hase, zu treffen. Breitkopf & Härtel erwarb dann auch das deutsche Verlagsrecht an der ganzen Suite für Orchester der Bühnenmusik. Das Geschäft war einfach für den Verlag, weil er schon die Noten der Klavierfassungen für Wasenius gedruckt hatte.
Im Sommer komponierte Sibelius zusätzliche Nummern für die Bühnenmusik d. h. Nocturne, Serenade und Ballade. Nocturne wurde zwischen dem ersten und zweiten Akt gespielt. In manchen Aufführungen ersetzte die Serenade das Menuetto und in manchen wurde sie als Zwischenspiel zwischen dem zweiten und dritten Akt gespielt. Die Ballade beschreibt das vom König angerichtete Blutbad in Stockholm 1520. Besonders in der Ballade ist die Stiländerung in Richtung der Tonsprache der Symphonie Nr. 1 deutlich zu bemerken.
Nach dem Komponieren der zusätzlichen Nummern arbeitete Sibelius auch eine Orchestersuite aus der Bühnenmusik um, wobei er auch kleine Änderungen machte. Er nahm Nocturne, Elegie, Musette, Serenade und Ballade in die Suite auf und zwar in dieser Reihenfolge. Musette hatte einen Streicherhintergrund bekommen. Sibelius nahm aus der Orchestersuite also das kleine Menuett und Das Lied von der Kreuzspinne (Sången om korsspindeln, Laulu ristilukista) heraus. Letzteres wurde jedoch eine sehr beliebte separate Singnummer.
Wasenius war von den Kosten erschüttert, aber fasste dennoch den Entschluss, auch die teuren Orchesterpartituren drucken zu lassen, sowohl für Aufführungen am Theater als auch in Konzerten – wieder bei Breitkopf & Härtel.
Anfang Dezember dirigierte Kajanus die Suite König Kristian II (Kung Kristian II, Kuningas Kristian II) einige Male. Das war die Erstaufführung der Suite. Unter dem Pseudonym „E“ lobte Evert Katila in „Päivälehti“ „die lustige Bekanntschaft“ und meinte, dass „unser Komponist in die kleinen Formen ein Leben und eine Frische, die ungewöhnlich reich sind, hat hineinbringen können“. Der Kritiker lobte auch „die prachtvolle Orchestrierung“ der Suite.
Auch Sibelius war zufrieden. „Die Musik klingt ausgezeichnet und die Tempi scheinen korrekt zu sein. Es ist das erste Mal, dass ich etwas auch meiner Meinung nach Fertiges zustande gebracht habe”, schwärmte er Paul gegenüber entzückt.
Die Orchestersuite fing schnell an, die Welt zu erobern. Hans Windersten dirigierte noch im Jahr 1899 die Suite in Leipzig. Kajanus’ Orchester führte sie 1900 auf seiner Europa-Tournee auf und Henry Wood wiederum 1901 in seinen Promenadenkonzerten in London.
Sibelius dirigierte die Suite, deren Melodien beim Publikum sehr beliebt waren, während seiner ganzen aktiven Dirigentenkarriere gern auch selbst. Er dirigierte sie zum Beispiel 1926 in Kopenhagen, bei seinem letzten Auftritt als Dirigent im Ausland.