Abends bei der Symphonie. Diese wichtige Aufgabe, die mich geheimnisvoll fasziniert. Es ist, als ob Gottvater Mosaikstücke vom Himmel herabgeworfen hätte und mich gebeten hätte, herauszufinden, welches Bild es gewesen sein könnte. Vielleicht eine gute Definition für das „Komponieren“. Vielleicht auch nicht. Woher sollte ich das wissen!
(TB 9.4.1915)
Ich werde 50 Jahre alt. Arm, so arm, dass ich gezwungen bin, kleine Stücke zu schreiben.
(TB 15.8.1915)
Oft frage ich mich, ob mein Leben ganz ohne Verbindung zu den großen Kulturländern vergehen wird – ob ich jemals wieder die kulturelle Freude erleben werde, die ein erstklassiges Orchester mir immer bereitet, wenn ich meine Werke dirigiere. Aber – vielleicht sehe ich die Dinge zu düster. Ein Komponist wie ich muss immer in die Zukunft arbeiten.
(JS: Axel Carpelan 1.9.1916)
Die russische Revolution war auch bei uns im ruhigen Järvenpää zu spüren. In der Gegend war seit Kriegsbeginn viel Militär stationiert. Jetzt begann die Mannschaft, mit den Offizieren abzurechnen. Offiziersmorde waren hier, ebenso wie in Helsinki und anderen großen Militärzentren, an der Tagesordnung. Tagelang hallten Schüsse.
(Karl Ekman 1935)
Ich habe die Symphonien VI und VII im Kopf. Sowie die Überarbeitung der Symphonie V. Für den Fall, dass ich krank werde und nicht mehr arbeiten kann, sei dies gesagt.
(TB 18.12.1917)
Seit fast einem Jahr habe ich kein Orchester mehr gehört. Und habe eigentlich niemanden getroffen. Aber – wie könnte es anders sein? Und Aino ist verschlossener denn je. Ist es nicht seltsam, dass sie, die ich liebe, kein Wort über die Dinge verliert, die sie quälen? Wochenlang kein Lächeln, kein Lachen. Alles grau in grau. – Mein ganzes Leben war umsonst.
(TB 31.12.1917)
Ich spüre sehr empfindlich die Wechsel der Jahreszeiten und des Klimas. Die dunkelste Zeit vor Weihnachten, also genau die Wochen vor und nach meinem Geburtstag, wenn die Sonne immer tiefer sinkt, war schon immer sehr schwer. In der Schule konnte ich dann kaum noch mithalten, und die Noten wurden immer schlechter gegen Ende des Herbstsemesters. Gleich nach Weihnachten gibt es eine Wende. Das ganze Leben fühlt sich besser an.
(Santeri Levas 1960b)
Ich komponierte den Jägermarsch in ein paar Tagen unter dem Einfluss einer starken patriotischen Stimmung.
(Karl Ekman 1935)
Was Ekman’s Sibelius-Buch betrifft, so hat der Autor mir viel in den Mund gelegt, was er von anderen gehört hat. Ich konnte es nicht korrigieren, weil ich das Buch in seiner Gesamtheit erst in der letzten Korrektur lesen konnte, als ich keine größeren Änderungen mehr vornehmen konnte.
(Undatierte Notiz von JS)
Die Roten wüten wie wilde Tiere. Alle Gebildeten fürchten um ihr Leben. Ein Mord nach dem anderen. Bald kommt wohl auch meine Stunde, denn sie hassen mich sicher besonders als Komponisten des Jägermarsches.
(TB 2.2.1918)
Wenn ich in Järvenpää bis zur Nacht vor der Ankunft der Deutschen geblieben wäre, wäre ich laut der hiesigen Telefonistin ermordet worden.
(JS: Axel Carpelan 20.5.1918 nach der Niederschlagung der Roten Garde. Die Telefonistin war Mimmi Holm, die im Ernstfall ein Notsignal an die Familie Sibelius geben sollte.)
Feste in Helsinki. Aino ist traurig. Ich am Rande des Selbstmords. Das Geld ist alle. Axel todkrank. Alles ist dunkel.
(TB 23.3.1919)