Aino Ackté
Viele von Sibelius’ frühen Liedern wurden von dem finnischen Bassbariton Abraham Ojanperä vorgetragen. Mitte der 1890er Jahre trugen hauptsächlich Sängerinnen Sibelius’ Lieder vor, in erster Linie finnische Soprane. Aino Ackté, die in der Heimat meistens mit Oskar Merikanto auftrat und Ida Ekman, die gewöhnlich mit ihrem Gatten, Karl Ekman, auftrat, waren diejenigen, die Sibelius am meisten inspirierte: für sie komponierte Sibelius und ihnen widmete er auch den größten Teil seiner Lieder.
Ida ja Karl Ekman
Die Künstlernatur und die Art der Stimme dieser Sängerinnen hatten einen großen Einfluss auf das Komponieren der Lieder von Sibelius. Sibelius gab Aino Ackté die dramatischen rezitierenden Lieder seiner Produktion zum Aufführen. Er widmete ihr zum Beispiel die Werke Herbstabend (Höstkväll, Syysilta) und Luonnotar. Ida Ekman wiederum war ein lyrischer Sopran und hat zahlreiche der ihr gewidmeten Lieder uraufgeführt, wie zum Beispiel das Lied War es ein Traum? (Var det en dröm?, Unta vain) (op. 37, Nr. 4) und Die Blumensuite op. 88. Neben diesen zwei Sopranen sangen auch folgende Sängerinnen Lieder von Sibelius bei Uraufführungen: Alexandra Ahnger, Maikki Järnefelt und Adée Leander-Flodin, Anna Hagelstam, Maikki Järnefelt sowie Alma Kuula.
Nach 1910 trug Aino Ackté nur mehr selten neue Lieder von Sibelius vor. Stattdessen nahm die Bedeutung von Ida Ekman als Sibeliusinterpretin zu. Nachdem Sibelius 1918 Aino Acktés Proben zugehört hatte, schrieb er in sein Tagebuch: „Sie – unsere Sängerinnen – ‚machen zu viel’ aus jeder Strophe. Die absolute Musik, die ich schreibe, ist ausschließlich musikalisch und streng genommen „unabhängig“ von den Wörtern, so dass Rezitation nicht angebracht ist. Ida Ekman hat das verstanden, daher kommt ihre Überlegenheit.“ Sibelius schrieb auch seine drei letzten Liedersammlungen für Ida Ekman, die damals gerade dabei war, ihre Karriere zu beenden und die noch in ihren Abschiedskonzerten einige Lieder von Sibelius zum ersten Mal vortrug. Sibelius komponierte kaum noch neue Lieder, nachdem 1919 auch Aino Ackté ihre Karriere beendet hatte.